Vier Tipps zum Thema Factoring
Neben Bankkrediten nutzen mittlerweile viele Mittelständler Factoring als alternative Finanzierungsmöglichkeit. So verfügen sie frühzeitig über Liquidität.
Wirtschaftsminister Robert Habeck zeigte sich bei der Vorstellung seines jüngsten Jahresberichts zuversichtlich: man habe die aktuelle „Krise beherrschbar gemacht“. Und ja: Es gibt einige Hoffnungszeichen. Die Inflation sinkt leicht, ist aber noch immer weit von ihrer 2-Prozent-Zielmarke entfernt. Gleichzeitig heben einige Wirtschaftsinstitute ihre Prognosen für das Jahr 2023 an. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) geht sogar von einem leichten Wachstum in Höhe von 0,3 Prozent aus.
Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich viele mittelständische Betriebe längst an ihrer Belastungsgrenze sehen. Zwar sind die Großhandelspreise für Gas und Strom in den vergangenen Monaten gesunken, aber dennoch sind viele Unternehmen von den hohen Energiekosten überfordert, wie Umfragen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und verschiedener Wirtschaftsverbände nahelegen. Hinzu kommen Probleme durch anhaltende Materialknappheit und Lieferketten sowie die hohe Regulierungsdichte und Bürokratie in Deutschland.
Gerät ein Unternehmen vor diesem Hintergrund in Zahlungsschwierigkeiten, dann ist es wirtschaftlich oft schädlich, weiteres Fremdkapital wie etwa einen Bankkredit aufzunehmen und damit den Verschuldungsgrad zu erhöhen. Als Alternative zu gewerblichen Darlehen kommt Factoring in Industrie, Handel und Dienstleistung eine wachsende Bedeutung zu.
1. Liquidität sichern
Auch wenn die Gefahr einer tiefen Rezession abgewendet scheint: Viele Klein- und Mittelbetriebe kommen nicht umhin, sich intensiv mit ihren Deckungsbeiträgen, also der Differenz zwischen den Erlösen und den hohen variablen Kosten, zu beschäftigen. Reicht das Kapital nicht aus, um das Alltagsgeschäft abzuwickeln, dann sollten die Gründe für diese Engpässe schnell identifiziert und die Liquiditätsplanung angepasst werden. Eine häufige Ursache: Mindestens 40 Prozent der hiesigen KMUs erhalten Zahlungen ihrer Kunden nicht pünktlich. Zur Absicherung bietet sich Factoring als Baustein in der Finanzierungsstrategie an. Dabei werden die Forderungen an einen Factoring-Dienstleister verkauft, das Unternehmen erhält von diesem (mit einem kleinen Abschlag) sofort die Rechnungssumme.
2. Mit unterschiedlichen Formen der Mittelstandsfinanzierung vertraut machen
Neben dem klassischen Bankkredit, der angesichts des steigenden Zinsumfelds unattraktiver werden dürfte, kommen für Mittelständler mit Kapitalbedarf weitere Instrumente der Außenfinanzierung in Frage. Genannt seien hier etwa Leasing, Beteiligungen (Private Equity) oder Mezzanine. Der Verkauf von Forderungen, also Factoring, ist vor allem für diejenigen Firmen geeignet, die regelmäßig Rechnungen an einen Factoring-Dienstleister abtreten möchten – zum Beispiel wegen hoher Außenstände oder intensivem Wareneinsatz. Damit unterscheidet sich Factoring von der sogenannten Forfaitierung, die in der Regel auf einzelne, meist größere Transaktionen ausgerichtet ist. Letztere ist eher ein Bankgeschäft, während Factoring in verschiedenen Ausprägungen auch von bankenunabhängigen Dienstleistern angeboten wird.
3. Kosten im Blick behalten
Einerseits sind die Auftragsbücher in zahlreichen Betrieben gut gefüllt. Andererseits wird an vielen Stellen – wegen hoher Kosten, Mangel an Vorprodukten, Rohstoffen und Fachkräften – die Realisierbarkeit der Weiterführung bestimmter Portfolios hart kalkuliert. Banken haben die Vergabe von Betriebsmittelkrediten zuletzt deutlich zurückgefahren, wie fast 30 Prozent der Unternehmen in einer aktuellen Umfrage des Münchner Ifo-Instituts berichten. Kontokorrentlinien werden mit steigenden Zinsen noch teurer. Besser ist es daher, den Geldeingang für solche Umsätze zu optimieren, die das Unternehmen tatsächlich realisiert hat. Je nach Variante übernimmt die Factoring-Gesellschaft auch die Kosten eines Totalausfalls. Für die Risikoübernahme und das Eintreiben der Forderung erhält der Dienstleister eine Gebühr, die sich meist im niedrigen einstelligen Prozentbereich (abhängig von Risiko und Zinsniveau) bewegt. Branchenseitig seien hier beispielsweise Zeitarbeit und Personaldienstleistungen sowie das Transportgewerbe genannt. Diese zahlen Energiekosten für Fahrzeuge oder Gehälter in der Regel rasch, verzeichnen aber erst nach 60 Tagen den Geldeingang. Dafür lohnt sich Factoring.
4. Passenden Anbieter finden
Die Factoring-Branche registriert ein steigendes Interesse an Lösungen, die Unternehmen dabei helfen, den Geldfluss, also die verfügbaren Mittel, aufrechtzuerhalten. Betriebsmittel und Waren im Gegenwert von fast neun Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts werden mittlerweile über Factoring finanziert. Die Liquiditätsvorteile wirken sich nicht nur positiv auf den Cashflow und die Eigenkapitalquote, sondern auch auf die Bonität aus. Damit hat Factoring auch positive Effekte auf solche Bausteine innerhalb der Finanzierungsstrategie, bei denen die Kreditwürdigkeit eine wichtige Rolle spielt. Mittlerweile gibt es im Internet zahlreiche Vergleiche von Factoring-Anbietern, um die für das jeweilige Unternehmen passende Variante zu finden. Empfehlenswert ist die Website des Deutschen Factoring-Verbandes www.factoring.de.