Sicherheit in unsicheren Zeiten: das neue Spielfeld der deutschen Exporteure
Mit einer Finanzierung, die zunehmend schwerer zugänglich wird, und einem internationalen Handel, der immer öfter unter Druck steht, benötigen deutsche KMU schnellere Entscheidungen, klarere Unterstützung und einen konkreten Plan, um sich behaupten zu können.
Obwohl die deutsche Wirtschaft Widerstandskraft zeigt (der IWF hob zuletzt die robusten Leistungen Deutschlands trotz geopolitischer Spannungen hervor), sehen sich deutsche KMUs zunehmend mit Engpässen bei Finanzierung und internationalem Handel konfrontiert.
Kurz zusammengefasst:
- Bankfinanzierung wird knapper: Kommerzielle Banken prüfen Exportkredit-Anträge strenger und lassen Unternehmer länger auf eine Entscheidung warten.
- Steigende Kosten für Exporteure: Höhere Transporttarife, Währungsschwankungen und Importzölle drücken die Margen.
- Unsicherer Welthandel: Handelskonflikte und politische Risiken erhöhen das Risiko von Zahlungsausfällen; Kreditversicherungen sind daher unverzichtbar.
- KMU geraten unter Druck: Kleinere Unternehmen machen die Hälfte aller Anträge auf Exportversicherungen aus, erhalten aber nur rund 9 % des Wertes der Deckungen.
- Alternativen wenig bekannt: Lösungen wie Factoring bieten schnelleren Zugang zu Kapital, sind aber bei KMU noch nicht weit verbreitet.
Anstieg bei Anträgen auf Kreditversicherungen
Exporteure befinden sich in einem Spannungsfeld aus steigenden Kosten, höheren Risiken und einer zurückhaltenden Bankenbranche. Durch politische Entwicklungen, Protektionismus und geopolitische Spannungen scheint der Druck auf den freien Welthandel deutlich zugenommen zu haben. Rohstoffpreise und Transportkosten sind volatiler geworden, Wechselkurse schwanken stärker, und politische Entscheidungen sorgen für Unsicherheit. Für Deutschland, eine der exportorientiertesten Volkswirtschaften Europas, sind dies herausfordernde Zeiten.
Diese geopolitischen Spannungen erhöhen die Zahlungsrisiken für Exporteure. Für KMUs ist es daher entscheidend, diese Risiken abzusichern. Exportorientierte Kreditversicherungen spielen hierbei eine Schlüsselrolle. Nicht umsonst ist die Zahl der Anträge auf Deckung in den letzten Jahren stark gestiegen. Viele international aktive deutsche KMUs verbinden inzwischen ihre Finanzierung mit einer Exportversicherung, um Zahlungsausfälle abzusichern.
Hinter diesem Wachstum steckt eine klare Logik: Unternehmen wollen die Sicherheit, dass ihre Rechnungen bezahlt werden, und Finanzierer benötigen Garantien, um Kredite bereitstellen zu können.
Bemerkenswert ist, dass KMUs etwa die Hälfte aller Anträge stellen, aber nur rund 9 % der zugesicherten Garantien erhalten. Ihre Transaktionen sind oft kleiner, aber die Abhängigkeit größer: Eine ausgebliebene Zahlung kann direkt die Existenz eines Unternehmens gefährden.

Schnelleres Kapital ohne Umwege
Neben Versicherungen wächst auch die Nachfrage nach alternativen Finanzierungsformen. Der Zugang zu Finanzierung bleibt ein strukturelles Problem für das deutsche KMUs, insbesondere bei Beträgen bis zu einer Million Euro. Laut aktuellen Studien haben viele Unternehmen trotz der zahlreichen verfügbaren Instrumente Schwierigkeiten, externe Finanzierung zu erhalten.
Kommt ein großer Auftrag herein, startet ein Exporteur oft sofort mit einem intensiven Vorfinanzierungsprozess. Denken Sie an einen deutschen Exporteur, der das ganze Jahr über frische Lebensmittel oder Industrieprodukte an europäische Einzelhändler liefert. Um dies möglich zu machen, müssen Monate im Voraus Verträge mit Produzenten in verschiedenen Ländern abgeschlossen werden. Produktion muss vorfinanziert, Personal eingeplant und logistische Partner, Lagerung und Transport organisiert werden.
Die Kosten summieren sich schnell auf Hunderttausende, oft Millionen Euro – lange bevor die erste Zahlung des Abnehmers eingeht. Das Risiko ist hoch: Bricht ein Einzelhändler wegen Marktentwicklungen oder finanzieller Probleme zurück, bleibt der Exporteur auf den hohen Vorinvestitionen sitzen. In solchen Fällen kann eine Exportkreditversicherung helfen, Verluste zu begrenzen, während Factoring die Möglichkeit bietet, offene Rechnungen schneller in Liquidität umzuwandeln. So wird eine verwundbare Position in ein kontrollierbares Risiko verwandelt und eine stabile Cashflow-Situation geschaffen.
In einem Markt, in dem Zahlungsrisiken zunehmen und Zahlungsausfälle selbst gesunde Unternehmen in die Insolvenz treiben können, ist das ein unverzichtbarer Schutz. Exporteuren stehen jedoch weitere Möglichkeiten offen: Durch die Absicherung ihrer Debitoren und gleichzeitig die beschleunigte Finanzierung offener Aufträge über Factoring kann gebundenes Kapital leichter freigesetzt werden. So entsteht ein doppeltes Sicherheitsnetz: die Gewissheit, dass Rechnungen bezahlt werden, und unmittelbare Liquidität für weitere Investitionen.
Bibby Financial Services (BFS) spielt auch in Deutschland eine immer größere Rolle. Das Unternehmen gehört zu den größten unabhängigen Anbietern von Asset-Based Finance in Europa und verwaltet jährlich Milliardenumsätze, mit denen Tausende Unternehmen unterstützt werden. BFS erschließt Kapital aus Rechnungen, Vermögenswerten und Währungen – entscheidend für Unternehmen mit langen Zahlungszielen oder ambitioniertem Wachstum.
Die Schlagkraft von BFS zeigt sich auch in jüngsten Deals: Im November 2022 wurde eine Securitization-Struktur über 1 Milliarde Pfund eingerichtet, um die Kreditkapazität für KMU zu erhöhen. Im Mai 2025 folgte die Verlängerung einer 700-Millionen-Pfund-Fazilität (über 820 Millionen Euro) mit Partnern wie Lloyds, HSBC, BayernLB und Fonds von Insight Investment. So bleibt gerade in einer unsicheren Wirtschaft für deutsche KMU-Exporteure der Zugang zu Finanzierung schneller und flexibler möglich.
Vom Export-Schutz zur strategischen Wirtschaftspolitik
Geopolitische Spannungen und die Energiewende erhöhen den Druck auf den Zugang zu Rohstoffen. Länder setzen zunehmend Handelszölle als Druckmittel ein, wodurch die Versorgung mit wichtigen Materialien unsicherer wird. Für ein Exportland wie Deutschland ist es daher keine Luxusfrage mehr, sondern notwendig, diese Lieferströme abzusichern.
Unter diese Kategorie fallen verschiedene Materialgruppen: Seltene Erden, die für die Produktion von Windturbinen, Elektronik und starken Magneten entscheidend sind, ebenso wie Batterierohstoffe wie Lithium und Kobalt, die eine Schlüsselrolle in der Elektromobilität spielen. Auch Energiequellen wie Wasserstoff und Basismetalle wie Kupfer und Nickel sind unverzichtbar für neue Infrastrukturen und das Stromnetz der Zukunft.
Kreditversicherungen und flexible Finanzierungsmodelle können dazu beitragen, gerade diese Importströme abzusichern und zu finanzieren. Damit verschiebt sich ihre Funktion von reiner Handelsförderung zu einem Instrument, das direkt zur strategischen Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft beiträgt.
Für Deutschland und Europa wird dies immer wichtiger: Wer gesicherten Zugang zu kritischen Materialien hat, behält seinen technologischen Vorsprung und seine Wettbewerbsfähigkeit. Kreditabsicherung und Factoring werden so nicht nur zu finanziellen Werkzeugen, sondern zu strukturellen Säulen einer zukunftsorientierten Wirtschaftspolitik.